50 Jahre Kirchengemeinde
Auf manchen Fotos der 950-Jahr-Feier kann man noch erkennen, dass es damals, 1954, rings um unsere Petri- Kirche etwas anders aussah: die großen alten Bauernhäuser standen noch und bildeten zusammen mit den kleinen Fachwerkbauten, den Ställen, Scheunen und Gärten den Goldenen Winkel unserer Gemeinde.
Auf dem Rasen vor dem Kirchturm stand das Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Hinter unserer Kirche schirmte die alte Schule mit dem Schulhof und den Nebengebäuden die Rückwand des Altarbereiches ab. Der jetzige Platz um die Kirche war durch einige noch bestehende Gräber als ehemaliger Friedhof erkennbar. Und unser Gemeindehaus war zu jener Zeit noch Pfarrscheune. Das Pfarrhaus sah damals fast genauso wie heute aus, behängt mit Sandsteinplatten, und mit dem relativ dunklen Dach. Nur der Vorbau am Eingang war aus Holzlatten anders gestaltet. Mehrere Familien wohnten zu jener Zeit mit unter diesem Dach. Auch die Kirche war mit Sollingplatten gedeckt. Die Kirchenfenster hatten noch keine Zwischensprossen, sondern waren als ganz reguläre Gebrauchsfenster gebaut, wie an jedem Wohnhaus damals zu sehen. In jenen 50er Jahren wurde die Schieferhaube des Kirchturms repariert. Es gibt noch ein Foto, das zeigt, wie der Kirchturm eingerüstet ist, und einer der Dachdecker ganz oben auf der vergoldeten Kugel steht und sich nur am Blitzableiter mit dem Wetterhahn festhält. In jenen Jahren hatte unsere Kirche drei neue Glocken bekommen, die seitdem zusammen mit der ältesten und größten Glocke von 1699 unser Geläut bilden.
Innen war der Kirchenraum dunkler als heute. Die Gewölbe zeigten noch viele Feuchtigkeitsschäden. Die Kirchenbänke waren ziemlich unbequem: schmale Sitz- flächen und steile Rückenlehnen. Das „Gesicht“ des Altars war zwar farblich etwas anders gestaltet, aber im übrigen etwa so wie heute. Auch die Orgel von 1904 war zwar seitlich etwas größer, sah aber äußerlich, d.h. in ihrem Prospekt, so aus wie jetzt. Damals wurde die Kirche mit Kohlen beheizt, eine schweißtreibende Arbeit für unseren Küster. Herr Pastor Hoppe war seit 1948 als Nachfolger von Herrn Pastor Heyer in der Gemeinde. Er hat dafür gesorgt, dass Schritt für Schritt sich die äußeren kirchlichen Verhältnisse verbesserten. 1956 konnte in Emmern eine weitere Friedhofskapelle gebaut werden. In Hagenohsen wurde die kleine Kapelle unter der Trauerbuche um einen Geräteraum erweitert.
Besonders wichtig für uns war, dass die alte Pfarrscheune von 1821 umgebaut wurde zum heutigen Gemeindesaal. Die Kirche wurde innen renoviert, bekam neue Fenster im unteren Bereich und ein neues Gestühl. Die Heizung wurde auf Öl umgestellt, inzwischen beheizen wir die Kirche mit Gas. Der Posaunenchor wurde gegründet, der bis heute besteht. Im Gemeindesaal wurde ein Bühnenanbau errichtet, seitdem gab es viele Theateraufführungen mit jungen und älteren Laienschauspielern. Der Konfirmandenunterricht, der bis dahin in der alten Schule stattfand, wurde in den Gemeindesaal verlegt. Der Kirchenvorstand, Männer und Frauen trafen sich dort in Gesprächskreisen und unternahmen interessante, schöne Fahrten miteinander. Der Kindergottesdienst war im Anschluss an den Hauptgottesdienst mit mehreren Altersgruppen in der Kirche. Jugendliche trafen sich im Gemeindesaal. Lebendiges Gemeinde- leben entstand, gut besuchte Gottesdienste, viele Konfirmanden, eine große Gemeinde.
In den letzten 25 Jahren sind diese Bemühungen um lebendige Gemeindearbeit weiter geführt worden. Eine Diakonenstelle wurde vom Kirchenkreis eingerichtet für die Intensivierung der Gemeinde- und Jugendarbeit. Unsere Kirche wurde innen und außen renoviert und die Orgel erneuert. Der Gemeindesaal bekam einen größeren Anbau, um mehr Räume für die Gruppen zur Verfügung zu haben.
Zusätzlich zum sonntäglichen Gottesdienst und zum Kindergottesdienst, der im Gemeindesaal stattfindet, wurden Abendandachten und Abendgottesdienste eingerichtet. Kinder- und Jugendgruppen entstanden, Posaunenchor und Gemischter Chor haben hier ihre Übungsräume, die Mutter-und-Kind-Gruppe, der Seniorenkreis, die Frauengruppe, das Literaturcafe, der Männerkreis, der Bibelabend, der Frühstückstreff, die Selbsthilfegruppe, und, und, und... Dazu die Gruppen und Kreise des Roten Kreuzes, die das Gemeindehaus mit benutzen. Und natürlich auch die zur Zeit sechs Konfirmandengruppen. Im Sommer machen die Kinder und Jugendlichen ihre größeren Freizeiten, Fahrten und Feiern, alle zwei Jahre gibt es rings um die Kirche ein Gemeindefest, - es ist so einiges „los“ in der Kirchengemeinde. Besonders erfreulich sind die ökumenischen Beziehungen zu unserer katholischen Schwesternkirche „Zur Heiligen Familie, die sich in Gemeindeabenden und gemeinsamen Gottesdiensten ausdrücken, wie z.B. dem Weltgebetstag, Familien- und Schulanfängergottesdiensten, und seit neuestem auch in Gottesdiensten zum Schulabgang.
Unsere Friedhöfe sind inzwischen mit Hilfe der politischen Gemeinde erweitert worden, ebenfalls die Friedhofskapellen in Kirchohsen und Emmern. In Hagenohsen wurde 1980 eine ganz neue Kapelle gebaut. Seit neuestem ist die alte kleine Kapelle dort unter der Trauerbuche durch zwei Tafeln, den restaurierten Altar, schöne Leuchter und eine schmiedeeiserne Eingangstür zu einer kleinen Gedenkstätte umgestaltet worden. In all diesen Jahren hat sich vieles in unserer Gemeinde verändert. Doch unsere alte Petri-Kirche mit ihrem 1581 erneuerten Turm steht noch genauso wie in den vergangenen Jahrhunderten, zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen
Pastor Kuhrmeyer
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Initiator der Festschrift: Wolfgang Jürgens, Bilder und Beiträge stellten August Brandau, Klaus Kuhrmeyer und Gerd von Daacke zur Verfügung.